Bita bint Fahimeh vaghor Hotak-i
Inhaberin (leider nur zur Hälfte) eines gut gehenden kleinen Handelsgeschäftes.
Wie alt ich bin, weiss ich nicht genau aber der Spiegel sagt mir dass ich mich nicht zu den Alten des Dorfes rechnen muss. Schliesslich war ich schon in meiner Jugend für meine Schönheit bekannt (natürlich auch für meinen blitzscharfen Verstand). Mein Vater Ali ibn Madjid Chalandar-i hat seine Familie mit allerlei Gelegenheitsarbeit vor dem Verhungern gerettet.
Meine Mutter Mehdiye bint Farnaz bint Zeynab Hotak-i (Schwester von Sheke bint Farnaz bint Zeynab Hotak-i) brachte 9 Kinder zur Welt. Drei davon starben im Kindesalter. Ich bin die älteste Tochter. Meine Kindheit und Jugend war geprägt von harter Arbeit und dem Kampf gegen Hunger, Kälte und die gierigen Blicke der jungen (und auch alten) Männer in unserem einsamen Dorf im Reiche Mera Evren.
Mein Lebensweg war vorgezeichnet, da man mich früh an Abdul ibn Abbas Hotak-i versprochen hatte. Meine Eltern erhofften sich mehr Einfluss (ob dessen berühmten reichen Groß-Cousins).
Abdul war schon immer ein Taugenichts und so verschwand er auch einfach über mehrere Jahre (in dieser Zeit hätte die Hochzeit stattfinden sollen). Viele andere Männer wollten mich heiraten, aber mein Vater stimmte dem nicht zu. Dies war mir auch ganz recht. Bei allem Schlechten über Abdul war er doch ein ganz ansehnlicher (wenn nicht sogar hübscher) junger Mann. Es machte ihm Spass die alten Frauen des Dorfes an der Nase herum zu führen und ihnen schöne Augen zu machen. Als er plötzlich wieder auftauchte kamen noch eine Verschlagenheit und Gerissenheit hinzu, die ihresgleichen in unserem Dorf suchte.
Er erinnerte sich an mich und ich hatte ihn auch nicht vergessen. Standhaft hatte ich mich gegen alle anderen Angebote gewehrt. Und so wurden wir verheiratet.
Abdul gründete einen kleinen Handel (so wie er es gelernt hatte). Wo manche Waren herkamen, entzog sich meiner Kenntnis und ich wollte es auch nicht wissen, da das Geschäft doch sehr einträglich war und mein Leben sehr verbesserte.
Abdul war oft nicht da („Geschäftsreisen“) und so war ich (was sehr unüblich ist) gezwungen das Geschäft allein zu führen. Viel habe ich gelernt.
Leider stellte sich heraus, dass ich keine Kinder bekommen würde (Abduls Schuld). Normalerweise wäre das mein Todesurteil gewesen. Keiner der anderen Männer im Dorf interessierte sich mehr für mich. Aber Abdul löste die Ehe nicht auf. Vielleicht war es ihm auch recht, denn so brauchte er keine weiteren hungrigen Mäuler zu stopfen und keinerlei Verantwortung zu übernehmen. Er würde nicht die Last haben, Töchter verheiraten zu müssen und eventuell sein Erbe an Söhne weiter geben zu müssen. Er war meine Rettung und so blieb ich auch bei ihm und wir bauten das Geschäft aus.
Es kostete viel Kraft, mich durchzusetzen. Abdul wurde mit wachsendem Wohlstand immer gieriger und erfindungsreicher beim Durchsetzen seiner Geschäfte. Ich fügte mich und nahm einige Verhaltensweisen im Führen des Geschäftes an.
Ich weise weit von mir zänkisch zu sein, aber was blieb mir anderes übrig. Abdul verbrachte und verbringt immer mehr Zeit in Tee- und Hurenhäusern. Ich muss aufpassen, damit Abdul nicht all unser Geld dort verprasst.
Natürlich führe ich heute das Geschäft fast allein denn nur so kann ich den Wohlstand (der mir sehr gefällt) halten. Wer weiss was Abdul mit loser Zunge alles erzählt…