„Setz dich hin und höre meine Geschichte, Freund:
Mein Name ist Tariq al-Basir – Tariq der Sehende in deinem Zungenschlag – und einst habe ich diesen Namen wahrhaft zu Recht getragen. Geboren wurde ich als unehelicher Sohn eines niederen Adeligen und einer umherziehenden Gauklerin. Meine Mutter verstarb bei meiner Geburt und es ist dem weichen Herz meines Vaters und meiner magischen Begabung zu verdanken, dass er mich als Kind anerkannte und aufzog.
Jenes weiche Herz meines Vaters führte aber auch dazu, dass sein Haus im Niedergang begriffen war, ihm fehlte es einfach an Geschäftssinn und Rücksichtslosigkeit, so dass ich trotz meines Status als Sohn eines Adeligen in relativer Armut aufwuchs.
Meine Mutter hatte mir ein einziges Erbstück hinterlassen: die 78 Karten des Tarot und als ich im Knabenalter das erste Mal damit spielte, trat meine besondere Begabung zu Tage. Wo andere Rat in den Karten fanden, da konnte ich die Zukunft erkennen – einen Pfad den ich zu gehen hatte. Präzise konnte ich zukünftige Ereignisse vorhersagen. Ich war der wahrhaft Sehende unter all den Blinden.
So begann der Aufstieg unseres Hauses. Da ich sehen konnte welches Geschäft gewinnbringend, welches Risiko lohnenswert war, konnte mein Vater Geschäfte mit unglaublichen Gewinnspannen machen, während er mir einbläute meine Gabe vor jedermann geheim zu halten.
Doch Übermut überkam mich und mein zweites Gesicht warnte mich nicht vor dem was geschehen würde – wohl aber viele Märchen und Geschichten aus unseren Landen, die stets warnen, dass besondere Gaben mit großer Reinheit einhergehen. Ich jedoch hielt dies für das Geschwätz der Alten.
So geschah es, dass mich im jungen Mannesalter eine Dienerin meines Vaters unverschleiert erblickte und auch ich so gleich mein Herz an sie verlor. In jener Nacht verlor ich nicht nur die Reinheit und die Unschuld des Kindes, sondern ward auch Blind für die Pfade Schicksals. Die Zukunft war für mich nun genauso verschlossen wie für einen jeden anderen und ich fand mich in einer Welt voller Unsicherheit und Gefahren wieder die ich nie kannte. Mein Vater war außer sich vor Zorn und jagte mich schlussendlich davon.
Seit diesen Tagen schlage ich mich als Seher und Wahrsager durch, denn etwas anderes habe ich nie gelernt. Auch wenn ich die Zukunft nicht mehr präzise sehen kann, so weiß ich doch die Karten zu deuten... und den Menschen nach den Mund zu reden um an ihre Münzen zu gelangen. Ab und an gelingt es mir tatsächlich noch einen wahrhaftigen Blick in die Zukunft zu werfen, der Funken der Gabe steckt noch immer in mir. Vielleicht bin ich der Einäugige unter den Blinden...
Was führt mich nun in die Arme der Karawanserey fragst du, mein Freund?
Ich habe vieles versucht um meine Gabe wieder zu erlangen – in Bibliotheken studiert und Weise befragt. Ich habe jene Märchen studiert, die mich vor meinem Unglück hätten warnen können. Auch habe ich versucht den Zustand der Reinheit wieder zu erreichen in dem ich gefastet habe und mich selbst gegeißelt. Ja, selbst als Eremit wollte ich in die weite Wüste ziehen – was eine Narretei war, den als Stadtmensch ist man jenen Gefahren nicht gewachsen und es grenzt ein Wunder das ich zurück kehrte.
All dies hat nur wenig geholfen und so schloss ich mit der Karawane an. Vielleicht haben fremde Völker wissen erlangt, dass mir weiter helfen kann - und schließlich die Drachenlande... jener Ort der so von Macht erfüllt ist, dass Avatare der Götter unter den Menschen wandeln. Wo wenn nicht an diesem Ort, sollte ich den Funken meiner Begabung wieder zu einer Flamme entfachen!?“